Neues Gymnasium Rüsselsheim
Integration unter Religionen
Umfrage und Interviews erstellt von Celina Polak, Rosalie Kurth, Agsana Mohanatas, Elda Schlegel und Anna Timm aus der Klasse 8b.
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Emilia Extra von Xenia, die Weise und die Blumenparabel
Der Film ist unter der Regie von Nick Luong entstanden. In verschiedenen Sprechrollen sind Jaden Puhlmann, Tim Flohr, Leonardo Linares, Calvin Weger und Dejan K. beteiligt.
Der Streit
Ein Film über Konflikte und Möglichkeiten zur Lösung.
Toleranz
ein Text von Emma Manus
Wir sitzen da. Die Stühle wackeln ein wenig und knarren, wenn man sich bewegt. Keiner sagt etwas. Meine Eltern schweigen, die beiden Kinder aus meiner Klasse schweigen und ich schweige auch. Der Vertrauenslehrer Herr Holzer räuspert sich geräuschvoll: ,,Also erzähl doch mal was vorgefallen ist“, sagt er in meine Richtung. ,,So ein Arsch!“, denke ich. ,,Als ob er nicht genau wüsste, was passiert ist.
Aber es bringt ja nichts, da ich die Geschichte so oder so erzählen muss.“ Ich blicke also resigniert auf und schaue vorsichtig in die Runde, schlucke schwer und fange an mit brüchiger Stimme zu erzählen: ,,Vor ein paar Wochen kam ich als neuer Schüler in diese Klasse und von Anfang an war klar, dass ich anders war als die Anderen. Keiner sah mir richtig in die Augen und sie gingen mir aus dem Weg.
“Ich spüre, wie mir die Tränen in die Augen steigen und fühle den Druck der Hand meiner Mutter auf meiner Schulter. ,,Und warum denkst du, dass du so anders bist?“, fragt Herr Holzer. ,,Sau blöde Frage“, schießt es mir durch den Kopf, ,,denn er kennt die Antwort, meine Eltern kennen sie. Alle kennen sie“. Ich öffne den Mund doch mein Vater kommt mir zuvor: ,,Wir sind jüdisch“, platzt er heraus. ,,Die anderen Schüler sind Christen, Muslime und Atheisten. Keiner von ihnen versteht das Judentum wirklich und akzeptiert es auch nicht als Religion.
,,Ist es ja auch nicht“, kommt es aus der Ecke meiner Klassenkameraden. ,,Die Ideen des zweiten Weltkriegs waren vielleicht doch nicht so falsch wie alle dachten. Juden in Deutschland sollten lieber leise sein und nicht offen den Davidstern auf T-Shirts oder so tragen.“ Letzteres geht eindeutig an mich. Jetzt ist es mit der Beherrschung meiner Eltern komplett vorbei. Mein Vater springt auf und fängt an auf Herrn Holzer einzureden, dass die beiden Jungen meiner Klasse dringend der Schule verwiesen werden müssten.
Meine Mitschüler grinsen ein wenig, doch man sieht ihnen die Angst vor dem Rausschmiss ein wenig an. Herr Holzer jedoch scheint sehr interessiert an einer Lösung ohne Rausschmiss zu sein, scheint allerdings auch keine Ideen für eine Lösung zu haben und da kommt mir eine Idee.
Während alle andern noch dabei sind, sich wieder zu beruhigen, platze ich mit meiner Idee heraus: „Leben und leben lassen.“ Alle sehen mich verwirrt an. ,,Was meinst du damit?“, fragt Herr Holzer ein wenig verwirrt. ,,Naja“, fange ich an zu erklären, ,, ich meine eine Art Waffenstillstand. Es gibt Kinder wie zum Beispiel in den Parallelklassen, die auch jüdisch sind und/oder denen es einfach egal ist, an was man glaubt. Allerdings wollen diese Leute keinen Ärger mit den Schülern, die mich nicht mögen, also halten sie sich von mir fern. Um nicht ihren Ruf zu verlieren. Denn davor haben sie Angst. Deswegen leben und leben lassen. Mir ist es relativ egal, ob die beiden mich nicht mögen und meinen Glauben nicht akzeptieren. Ich will nur, dass sie mich und alle, die mich mögen, in Ruhe lasse.“
Alle schauen ein wenig verdutzt wegen meines Redeschwalls, doch dann kommen die ersten nickenden Köpfe, die Verständnis ausdrücken sollen. Seltsamerweise sind alle damit einverstanden. Meine Eltern, weil sie Hoffnung haben, dass sich alles bessert, meine Mitschüler, weil sie gerne nach Hause wollen, Herr Holzer, weil er nicht möchte, dass jemand von der Schule fliegt. Und ich bin einverstanden, weil es die einzige Lösung ist. Ich weiß nicht, ob sich meine Klassenkameraden an eine Lösung durch ein Gespräch mit dem Vertrauenslehrer halten, aber ich habe keine Wahl, denn jeder Mensch hat seine Eigenheiten. Meine ist mein Glauben und die meiner Mitschüler ist das Unverständnis für ihn. Ich kann also nur auf das Gute in ihnen und ihre Akzeptanz spekulieren und hoffen, dass sie mich so tolerieren, wie ich sie.
Außerdem wird es nie eine vollständige Einigkeit zwischen den Religionen geben, da keine Religion bereit sein wird, zuzugeben, dass sie im Unrecht sein könnte. Es wird noch ein paar Jahre dauern und dann wird es keine Religionen in der heutigen Form mehr geben, da alle Fragen über die Natur und das Leben nach dem Tod beantwortet sein werden und jeder seinen eigenen persönlichen Glauben haben wird. Deswegen muss ich, so beschissen das auch klingt, die Zeit überbrücken, bis das geschieht.