Über 100 Jahre muslimisches Leben in Berlin - und noch immer fremd?

Nur noch ein Schild erinnert in Wünsdorf an die erste Moschee in Deutschland.

An das erste islamische Gotteshaus in Deutschland erinnert heute nur noch ein Schild: Moscheestraße. Im Fachaustausch mit Wissenschaftlern erörtern wir, wann die ersten muslimischen Gemeinden in Berlin und Brandenburg gegründet wurden und wie sich muslimisches Leben seither entwickelt hat.

Die Moscheestraße findet sich im brandenburgischen Wünsdorf vor den Toren Berlins. Während des I. Weltkriegs waren dort im sogenannten Halbmondlager Tausende Kriegsgefangene interniert, unter ihnen viele Muslime. Für sie ließ das Kaiserreich diese Moschee (1915-1930) errichten. Der orientalisch inspirierte Bau diente allerdings nicht nur religiösen Bedürfnissen, sondern auch Propagandazwecken.


Muslimisches Leben gab es aber schon vor der Ankunft dieser Kriegsgefangenen. Anfang des 20. Jahrhunderts entstehen in Berlin die ersten islamischen Komitees und Gemeinden - von arabischen, indischen, tatarischen und anderen Einwanderern gegründet. Die älteste heute noch existierende Moschee Deutschlands, die Berliner Moschee in Berlin-Wilmersdorf (1924-28) entsteht kurz nach der Wünsdorfer Moschee. So gab es bereits lange vor der Ankunft der ersten Gastarbeiter-Generation in den 1960er Jahren ein lebendiges muslimisches Gemeindeleben.


Ungeachtet dieser frühen Entwicklung wird noch darüber gestritten, ob der Islam überhaupt zu Deutschland gehört. Die Darstellung von und der Diskurs über Musliminnen und Muslimen wird heute mehr noch als in der Zeit vor dem Nationalsozialismus von Fremdheit, Angst und Stereotypen bestimmt. Gleichzeitig reichen die Ursprünge und Anlehnungen einiger Zuschreibungen bis in die Anfänge der Kolonialzeit zurück.


Welche althergebrachten Stereotype bedienen unsere Diskurse bis heute? Wo liegen deren Ursprünge? Welche Geschichten, Motivationen oder Schicksale verbergen sich hinter den Eingewanderten?
Mit Expertinnen und Experten aus verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen nähern wir uns den Anfängen muslimischen Lebens in Deutschland, um die Diskurse in unserer heutigen Gesellschaft besser zu verstehen. Ziel ist es, Wege zu finden, Zuschreibungen zu entlarven und bewusst zu machen.


Die Kapazität für Teilnehmende ist begrenzt, weshalb wir um eine Anmeldung bis zum 15. Oktober 2022 per Email bitten: kontakt@house-of-one.org.

Nach Anmeldung teilen wir Ihnen zeitnah weitere Details für die Teilnahme und zum Ablauf mit.

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Interreligiöser Podcast live aus der Sukka

Es ist eine Doppeleinladung: Unsere Podcasterinnen Rebecca Rogowski, Maike Schöfer und Kübra Dalkilic sind Gast einer gemeinsamen Veranstaltung der Muslimischen Kulturwoche und des Festivals of Resilience in Berlin. Besonders ist auch der Ort. Die drei Frauen werden aus einer anlässlich des jüdischen Laubhüttenfests aufgebauten Sukkot (Laubhütte) unseren interreligiösen Podcast vor und mit Publikum aufnehmen.

Gelbe Villa
Dienstag, 19. September 2023 - 18:30

Friedensgeschichten in Tora, Bibel und Koran

Das Thema Frieden zieht sich durch zahlreiche Geschichten in der Tora, den Evangelien oder dem Koran. Rabbiner Andreas Nachama, Pfarrer Gregor Hohberg und Imam Kadir Sanci vom House of One laden zum Gespräch über die in der jüdischen, christlichen oder muslimischen Tradition verbreiteten Erzählungen ein.

Forum Dialog
Samstag, 9. September 2023 - 10:00 bis Sonntag, 10. September 2023 - 16:00

Archäologin führt durch Ausgrabungen auf der House of One-Baustelle

Wer mehr über die bewegte Geschichte am Urort Berlins und über die Geschichte des Ortes, an dem das House of One entsteht, erfahren möchte, kann am Wochenende an einer von insgesamt acht Führungen von Claudia Melisch, Archäologin und Grabungsleiterin auf dem Petriplatz, teilnehmen.

Petriplatz - Baustelle House of One