Gottesdienste am Israelsonntag - Begegnungen im interreligiösen Dialog
„Denkt nicht, ich sei gekommen, die Tora und die prophetischen Schriften außer Kraft zu setzen! Ich bin nicht gekommen, sie außer Kraft zu setzen, sondern sie zu erfüllen.“
Das sagt Jesus in der Bergpredigt. Was bedeuten seine Worte für das Verhältnis des Christentums zum Judentum, insbesondere mit dem Blick auf noch immer präsente antijudaistische Haltungen und Vorurteile in der christlichen Kirche?
Darüber denken wir am Israelsonntag nach. Das House of One ist zu diesem Anlass an zwei Gottesdiensten in Berlin-Mitte beteiligt, die jeweils um 10.30 Uhr beginnen:
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St. Marienkirche, Karl-Liebknecht-Str. 8, 10178 Berlin: Pfarrerin Corinna Zisselsberger wird mit Rebecca Rogowski, Judaistin und Podcasterin im House of One-Podcast "331 - 3 Frauen, 3 Religionen, 1 Thema", im Dialog einen Einblick in die Religionsgesetze und den Glauben aus jüdischer und christlicher Sicht geben. Rogowski wird in die Halacha, die Überlieferung der Rechtsnormen des Judentums, einführen.
Musik: Antje Thierbach (Oboe) und Xaver Schult (Orgel)
- Sophienkirche, Große Hamburger Str. 29/30, werden Bischof Christian Stäblein und Rabbiner Andreas Nachama in ihren Predigten und Beiträgen das jüdisch-christliche Verhältnis thematisieren.
Seit Ende der 1970er Jahre wird der 10. Sonntag nach Trinitatis als "Israelsonntag" begangen. Im Zentrum stehen das Verhältnis von Christentum und Judentun sowie der jüdisch-christliche Dialog. Damit verbunden ist die späte Einsicht, dass die christliche Kirche ihre Wurzeln im Judentum hat, Jesus von Nazareth ein gläubiger Jude war und sich das Christentum jahrtausendelang gegenüber den jüdischen Glaubensgeschwistern durch (theologische) Abwertungen, Missionierungsbestrebungen, Stereotypisierungen und Gewalt bis hin zur systematischen Vernichtung im Holocaust schuldig gemacht hat.
Jesu Lehren haben ihre Wurzeln in der jüdischen Glaubenstradition und der hebräischen Bibel. In der Vergangenheit sah sich das Christentum als Nachfolger und Erbe des Judentums und sich ihm überlegen. Dies führte zur christlichen Judenfeindschaft. Antijudaismus und Antisemitismus belasteten das Verhältnis der zwei Glaubensgemeinschaften. Immer wieder wurden jüdische Menschen auch Zielscheibe von Verfolgungen und Pogromen durch Christen.
Seit der Schoah versucht die evangelische Kirche nun ein theologisches Verständnis des Judentums zu gewinnen, welches frei von Antijudaismus und Antisemitismus ist. Der Israelsonntag bietet die Gelegenheit, der christlichen Schuldgeschichte und der Erwählung Israels als Gottes Volk zu gedenken und sich als Christen mit den jüdischen Wurzeln des eigenen Glaubens auseinanderzusetzen.
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