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Freitag, 12. Apr. 2024

SPD-Fraktion lädt House of One in Bundestag ein

Imam Kadir Sanci beim Panelgespräch
Rabbiner Nachama im Bundestag. Foto: Per Jacob Blut
Landesbischoff Gohl, Rabbiner Nachama, Imam Sanci im Bundestag. Foto: Per Jacob Blut

Das House of One ist nicht nur ein Zeichen der Hoffnung auf ein friedliches Miteinander, sondern ein Ort, an dem dieses Miteinander ganz selbstverständlich gelebt wird. Da passt es gut, dass die SPD-Fraktion im Bundestag Rabbiner Andreas Nachama und Imam Kadir Sanci zu der Veranstaltung "Mehr Zuversicht! Mit Hoffnung die Zeiten wenden" als Diskussionspartner eingeladen haben. 

"Menschen unterschiedlichen Glaubens und die Sozialdemokratie eint der Glaube an einen Fortschritt, der zum Wohle von Mensch und Mitwelt gestaltet werden kann, ja sogar muss", sagte Lars Castellucci, Beauftragter SPD-Fraktion im Bundestag für Kirchen und Religionsgemeinschaften zum Auftakt der Veranstaltung im Reichstagsgebäude. Im Gespräch mit Menschen aus verschiedenen Religionsgemeinschaften und der Zivilgesellschaft wurden Antworten auf folgende Fragen gesucht: Wie wollen wir unsere Zukunft gemeinsam gestalten? Welche Werte bilden das Fundament für ein gelungenes Miteinander? Wie können wir wieder mehr Lust auf die Zukunft schaffen? Was können Religionsgemeinschaften beitragen, um Ängste zu nehmen? 

"Zukunft mit Religion" war der Titel des Panels, an dem der Rabbiner und der Imam des House of One gemeinsam mit Ernst-Wilhelm Gohl, dem Landesbischoff von Württemberg, beteiligt waren. die erste Diskussion einer dreiteiligen Reihe. Wolfgang Thierse, Bundestagspräsident a.D. und Moderator der Runde, merkte an, dass "Zukunft mit Religion" ohne Fragezeichen genannt ist: "Und darüber müssen wir reden." Die Mitglieder verlassen die Kirchen, jüdische und muslimische Gemeinschaften erlebten Differenzen. „Haben die Religionsgemeinschaften überhaupt noch die Kraft, Zuversicht zu vermitteln angesichts des inneren Zustands der Religionsgemeinschaften“, fragte Thierse die Podiumsgäste angesichts des Bedeutungsverlusts von Glaubensgemeinschaften in der Gesellschaft.

 

Religion ist Stärke

 

Darauf angesprochen sagte Nachama: „Ein wichtiges jüdisches Glaubenswerk, der Talmud, ist nichts anderes als die Aufzeichnung eines Jahrhunderts währenden Streits. Wo man nicht mehr streiten kann, beginnen die gesellschaftlichen Probleme. Solange es einen Diskurs um den besten Weg gibt, da ist Hoffnung." Das House of One sei ein gutes Beispiel. „Im House of One streiten wir im besten Sinne des Wortes. Wir sind Geschwister im Glauben. Wir arbeiten miteinander und wissen gleichzeitig genau, es gibt unterschiedliche Wege. Diese Wege wollen wir uns gegenseitig vorstellen, kennenlernen und damit auch akzeptieren. Wird Streit so verstanden, dann ist Religion Stärke.“ Natürlich gehöre dazu auch die Fähigkeit zuzuhören und andere Meinungen ertragen zu können.

Manchmal müsse man eben auch schweigen können, abwarten, ergänzte Imam Sanci. „Wir müssen Räume der Begegnungen schaffen. Mit jeder Begegnung, jedem Kennenlernen lösen sich Vorurteile auf." Das erlebte er mit der interreligiösen Arbeit im House of One immer wieder. 

Wolfgang Thierse nannte das House of One "ein großes, hoffnungsvolles, ja utopisches Projekt". Dort werde miteinander gestritten und gleichzeitig Gemeinsamkeiten gesucht in diesen zerklüfteten Zeichen.

Gerade da kann Religion hilfreich sein. Letztlich kann Religiosität auch über die Grenzen verschiedener Glaubensgemeinschaften hinweg verbinden. So erzählte Bischof Gohl von muslimischen Eltern in seinem Sprengel, die ihre Kinder in kirchlichen Kindergärten anmeldeten. Die Kinder sollten Ehrfurcht vor Gott lernen. „Das hat mich überrascht“, sagte Gohl.

Noch einmal auf den Bedeutungsverlust der Religionsgemeinschaften angesprochen, scherzte Nachama: „Willkommen in der Welt der Minoritäten.“  Diese Positionen hätten allerdings den Vorteil und die Herausforderung, dass man sich auf andere Meinungen einlassen müsse, Alliierte zu finden. Und die braucht man, wolle man etwas erreichen. 

 

Fotos: Per Jacob Blut

 

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