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Dienstag, 22. Mai 2018

Friedenspavillon für Bangui

Es sind Geschichten aus einer fernen Welt. Geschichten von Krieg, der Sehnsucht nach Frieden oder einfach vom ungestörten Spiel mit den Kindern aus der Nachbarschaft, gleich ob Muslime oder Christen. Wenn Marie-Thèrese Boubandé von dem erzählt, was die Kinder in ihrer Heimat, der Zentralafrikanischen Republik, bewegt, hören die Berliner Schüler aufmerksam zu. Lange betrachten sie die von Gleichaltrigen gemalten Bilder, die die Wände des temporären Pavillons an der Berliner Marienkirche schmücken. Sie zeigen immer wieder Panzer oder Männer mit Maschinenpistolen, Bilder, die die deutschen Kinder nur aus Filmen oder Nachrichten kennen. Für die Kinder in der Zentralafrikanischen Republik aber, gehören sie zum Alltag.

Marie-Thérèse Boubandé ist in Bangui, der zentralafrikanischen Hauptstadt, Erzieherin. Sie hat die Kinderzeichnungen mitgebracht. In den vergangenen zwei Wochen hat die 49-Jährige jeden Tag mehrere Stunden Schulklassen, aber auch jedem interessierten Passanten, in dem Pavillon Fragen zu ihrer Heimat beantwortet. Boubandé gehört der "Interreligiösen Plattform Zentralafrikas" (Plateformes des Confessions Religieuses de Centrafrique PCRC) an, einer Organisation, in der sich Katholiken, Protestanten und Muslime zusammengefunden haben, um gemeinsam gegen die Instrumentalisierung ihres Glaubens durch die regionalen Kriegsherren entgegenzutreten. "Es ist kein religiöser Konflikt in Zentralafrika", sagt Boubandé, "es ist ein Kampf um Diamanten, Tropenholz und Macht."

Nach Berlin ist Boubandé mit ihren Mitstreitern Gabriel Ngouamidou, einem Architekt, und Papolin Balène, ebenfalls von der Friedensplattform, gekommen, um für ihr "House of Peace" um Unterstützung zu werben. Ähnlich dem House of One planen die Religionsführer gemeinsam mit der Friedensplattform ein Haus für alle drei in Zentralafrika praktizierten monotheistischen Religionen bauen. Es soll ein Ort der Erinnerung an vergangene Gräuel sein und gleichzeitig ein Ort der interreligiösen Begegnung mit Blick in die Zukkunft. Ein symbolischer Grundstein hierfür wurde bereits vor zwei Jahren in Anwesenheit von Pfarrer Gregor Hohberg vom House of One in Bangui gelegt. Für ihren unermüdlichen Einsatz für Toleranz und Verständigung sind der katholische Kardinal Dieudonné Nzapalainga sowie der Imam Kobine Layam, der auch Projektbotschafter des House of One ist, übrigens 2015 stellvertretend für die Friedensplattform mit dem Aachener Friedenspreis ausgezeichnet worden. Die Geistlichen setzen sich seit über zehn Jahren geschlossen gegen die Instrumentalisierung ihrer Religonen durch die Konflikt- und Interessensparteien zur Wehr.

In Berlin haben die Friedensbotschafter aus Afrika offene Ohren gefunden. Nicht nur bei den Schülern, auch im Bundestag und im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit wurden die Friedensbotschafter aus Bangui empfangen. Im kommenden Jahr soll es einen Architekturwettbewerb für das "House of Peace" geben, bevor es an den Bau geht. Da ist Hilfe mehr als willkommen. 

Der Pavillon schließt zwar seine Pforten. Die eigentliche Arbeit aber ist erst am Anfang. In Einzelteile zerlegt wird er auf die Reise nach Bangui geschickt, um dort als Platzhalter für das "House of Peace" wieder aufgebaut zu werden. "Wenn Gott will, wird uns auch das gelingen", sagt Boubandé zum Abschied. 

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