Das House of One begann vor zehn Jahren als ein Projekt kleiner Gemeinden: mit der Evangelischen Kirchengemeinde St. Petri-St. Marien für das Christentum, der Jüdischen Gemeinde zu Berlin und dem Abraham-Geiger Kolleg als jüdischem Partner sowie dem Forum Dialog e. V. für den Islam. Von Anfang an verpflichteten sich alle Partner, andere Religionen, Konfessionen und Institutionen zu einer Teilhabe einzuladen. Seitdem wächst das House of One.
Mit der Idee des House of One stellen sich auch grundsätzliche Fragen über die Rolle der Religionen in unseren Gesellschaften. Aktuell werden Religionen oft als Konflikttreiber wahrgenommen, die einander ideologisch bekämpfen oder entsprechend instrumentalisiert werden. So werden „Interessenkonflikte zu Identitätskonflikten“ (Hans G. Kippenberg). In einem Vortrag von 2020 geht Roland Stolte, Mitinitiator des House of One und Leiter der Stiftung, auf das Thema ein.
Unter diesen Umständen ist es die Aufgabe der Religionen, Gegenentwürfe zu schaffen, die Friedenspotenziale sichtbar machen und wirksam werden lassen. Im internationalen Kontext ist das Bewusstsein für solche religiösen Potentiale in den vergangenen Jahren gewachsen, auch wenn eine systematische Erforschung dieser Rolle von Religionen noch am Anfang steht.
Religiöse Friedensarbeit kann sich als punktuelle Konfliktbearbeitung oder -prävention vollziehen. Sie kann auch Friedensdiplomatie in einem engeren Sinne sein. Mit dem House of One in Berlin wird die religiöse Friedensarbeit zu einer Friedensarbeit in der Methodik eines gemeinsamen Bauens.
Genauso wichtig wie das Gebäude in seiner unverwechselbaren Architektur ist also der gesamte Bauvorgang. Die Errichtung des House of One vollzieht sich in der Methodik eines gemeinsamen Bauens, das ganz konkrete Verständigungsprozesse – in diesem Fall zwischen den jüdischen, christlichen und muslimischen Mitbauenden - beim Planen und Bauen anstößt:
Schon das gemeinsame Bauen wird so zu einer Friedensarbeit der Religionen.