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Montag, 25. Juni 2018

Gemeinsam radeln für Toleranz

Imam Osman Örs und Rabbiner Akiva Weingarten treten gemeinsam in die Pedale.
Pädagogin Meryem Öztürk und House of One-Mitarbeiterin Esther Hirsch im Interview auf der meet2respect-Demo.
Ein starkes jüdisch-christlich-muslimisches Team bei der meet2respect-Demo.
Rabbiner Nachama und Imam Sanci in der House of One-Rikscha auf der meet2respect-Demo.

Juden und Muslime verstehen sich nicht? Jeder Muslim ist ein Antisemit? Religiöse Verständigung ist unmöglich? - Das sind nur einige der gängigen Vorurteilen. Wie harmonisch Juden, Christen und Muslime jeden Tag nicht nur in unserem House of One zusammen beten, lehren und arbeiten, nehmen hingegen die wenigsten wahr. Nachrichten von Angriffen auf Kippa-Träger oder Brandstiftungen an Moscheen überdecken die in Deutschland vielerorts selbstverständlich gelebte Gemeinschaft. 

Imame und Rabbiner, jüdische Kantorinnen oder islamische Vorbeterinnen, Theologen und Pädagogen aus beiden Religionen haben sich daher am vergangenen Sonntag auf Tandems geschwungen und sind im Rahmen des diesjährigen "meet2respect"-Fahrradcorsos durch Berlin geradelt, um für Toleranz zu werben. Zahlreiche Mitarbeiter des House of One haben sich ebenfalls an der Aktion beteiligt - sogar mit einer Rikscha. Immerhin steht das House of One für alle drei monotheistischen Religionen. Die Tour startete am Holocaust Mahnmal und führte 18 Kilometer durch die Innenstadt, bevor sie am Bebelplatz mit einer Kundgebung endete. 

Rabbiner Andreas Nachama, der sich mit Imam Kadir Sanci und Pfarrerin Corinna Zisselsberger die Rikscha teilte, griff während des ersten Stopps an der Synagoge in der Fasanenstraße zum Megaphon. „Es ist wichtig, dass die drei Religionen - Judentum, Christentum und Islam - die über die Jahrhunderte hinweg nicht immer das beste Verhältnis zueinander hatten, jetzt aufeinander zugehen." Die Demonstration sei in diesem Zusammenhang ein ermutigendes Symbol. "Christen, Juden und Muslime können nicht nur gemeinsam Fahrrad fahren, sondern - wie man am House of One sieht - auch ein Haus zusammen bauen." In jedem Menschen stecke ein Abbild Gottes, gleich ob Muslim, Christ oder Jude.

Meryem Öztürk vom Bildungskreis des House of One teilte sich ein Tandem mit der Kantorin Esther Hirsch. Befragt nach ihrer Motivation an der Aktion teilzunehmen, sagte sie: "Um es einmal überspitzt zu sagen:  Ich möchte ein Zeichen setzen, dass ich als Muslimin keine Antisemitin bin, dass wir gemeinsam leben können und wir einander nicht hassen." Ihre Mitfahrerin Esther Hirsch ergänzte: "Sicher gibt es viele Vorurteile, aber gerade religiöse Menschen achten sich sehr und auch das möchten wir mit dieser Aktion auch zeigen und vorleben." Auf dem Fahrrad funktionierte das interreligiöse Miteinander jedenfalls bestens. 

Während der Kundgebung am Bebelplatz bestieg neben Integrations-Staatsministerin, Annette Widmann-Mauz (CDU) und Kultursenator Klaus Lederer (Linke) auch Sawsan Chebli das Podium. Die Staatssekretärin des Landes Berlin für Bürgerschaftliches Engagement und Internationales erzählte, dass sie durchaus manchmal auf muslimischer Seite kritisiert werde, wenn sie Antisemitismus thematisiere. "Mann muss mutig sein, dem Druck zu widerstehen, den man im eigenen Lager erfährt", sagte Chebli. Aber sie kenne auch das Gefühl tiefen Misstrauens von jüdischer Seite, hinter dem die Sorge stehe, sie rede den Antisemitismus unter Muslimen klein. Chebli appellierte daher an die Anwesenden: "Wir brauchen Vertrauen!"

Dafür sei die Tandem-Tour ein Zeichen - vor allem in einer Zeit, in der Hassbotschaften so stark und Liebesbotschaften so selten sind.

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