Partner in Georgien: Die Peace Academy

Das House of One hat einen neuen Partner. Die Berliner Stiftung wird die Peace Academy in Georgien in ihrer interreligiösen Friedensarbeit noch intensiver als bisher unterstützen. Am 9. Juni haben Gregor Hohberg, Präsidiumsmitglied der Stiftung House of One und Malkhaz Songulashvili, Erzbischof der Evangelisch-Baptistischen Kirche Georgiens (EBKG), in Tblissi, der Hauptstadt Georgiens, in diesem Sinne einen Kooperationsvertrag unterschrieben.

Der Unterschrift, mit der die Bischöfe Malkhaz Songulashvili, Rusudan Gotsiridze und Illia Osepashvili (alle EBKG) sowie Pfarrer Hohberg (House of One) das weitere, nun noch verstärkte Miteinander besiegelten, war eine Woche voller intensiver Begegnungen, gemeinsamer Gottesdienste und Veranstaltungen vorausgegangen. Künftig wird der Name Peace Academy House of One Partnership sein. Es ist der zweite Vertrag dieser Art mit einer interreligiösen Institution eines anderen Landes, den das House of One schließt. Die erste Kooperation hatte die Stiftung mit der Friedensplattform in der Zentralafrikanischen Republik geschlossen.

Ähnlich dem House of One in Berlin entsteht im Rahmen dieser Zusammenarbeit in Tblissi ein Ort für mehrere Religionen, die Peace Cathedral. Die protestantische Kirche gibt es bereits, der künftige Moscheeteil ist im Rohbau und der Lehrraum für alle Religionen fast fertig. Imam Akbar – von einer schiitischen Gemeinde aus dem Iran, der die EBKG berät –, Bischof Malkahz und Pfarrer Hohberg tauschten sich über Gestaltungsfragen der künftigen Moschee und des Lehrraumes aus.

Pfarrer Hohberg besuchte gemeinsam mit Bischof Malkhaz während seines Aufenthalts mehrere Partner und Weggefährten der Peace Academy. So waren die Geistlichen etwa zum Fastenbrechen von einer schiitischen Gemeinde in Tblissi geladen. Die große Feier mündete in ein Abendgebet, mit Angehörigen verschiedener Religionen Seite an Seite. Imam Akbar sagte: „Wir sind sehr dankbar, dass unsere Freunde vom House of One uns besuchen und mit uns beten. Im Beten erleben wir uns friedlich verbunden.“

Am orthodoxen Himmelfahrtsfest wiederum war es die Feier eines weltoffenen Abendmahles mitten in einem Buchenwald nahe Tblissi, welche in besonderer die Verbundenheit untereinander sowie mit der Natur zum Ausdruck brachte. „Hier im Wald erleben wir, dass wir unterschiedslos Lebewesen sind, die auf die Natur ebenso angewiesen sind wie auf einen respektvollen Umgang miteinander, unabhängig von unserer kulturellen oder religiösen Prägung“, sagte Pfarrer Hohberg in seinem Beitrag zur Feier.

Der Dialog lebt von der persönlichen Begegnung

In Marneuli, einer mehrheitlich muslimischen Stadt im Zentrum Georgiens, war Pfarrer Hohberg zu einem weiteren großen Fest zum Ende des Ramadans eingeladen. Der Bürgermeister von Marneuli sowie der örtliche Imam Hadshief würdigten den Besuch aus Deutschland. Bischof Malkhaz sagte in seinem Grußwort: „Der Dialog lebt von der persönlichen Begegnung, vom Austausch, vom gemeinsamen feiern. Jede Begegnung bringt uns weiter, auch dann, wenn zwischen den Heimatorten der Partner viele 1000 Kilometer liegen. Wir erleben, wir sind nicht allein, weltweit gibt es friedliebende Dialogpartner.“

Bereits seit 2015 arbeiten das House of One und die EBKG zusammen. Seit dieser Zeit stehen die Mitglieder beider Institutionen in einem kontinuierlichen Erfahrungsaustausch zum interreligiösen Dialog. Gemeinsam wurden zum Beispiel Gebete und Veranstaltungen in Kooperation mit Schiiten, Sunniten, Jesiden und Juden aus Georgien und der Kaukasusregion ermöglicht.

Unterstützung der Peace Academy

In besonderer Weise unterstützt das House of One die Peace Academy, die unter anderem christlich-muslimische Jugendcamps veranstaltet. Auch diese gemeinsame Arbeit wird mit der Unterzeichnung des Kooperationsvertrags formalisiert und gestärkt. Die Peace Academy ist ein Projekt, das christliche und muslimische Kinder und Jugendliche sowie Jugendliche anderer Religionen zusammenbringt, Vorurteile abbaut und zu Freundschaften über Religionsgrenzen hinweg ermutigt.

Die Peace Academy hat ihren Sitz im Betheli Zentrums in Tbilissi, der Hauptstadt Georgiens. Geleitet wird die Academy von Bischof Ilia Osepashvili sowie Bischöfin Rusudan Gotsiridze. Ursprünglich gegründet, um die soziale und religiöse Feindschaft zwischen Muslimen und nicht-orthodoxen Christen in Georgien zu bekämpfen, setzt sich die Friedensakademie seit vielen Jahren für religiöses Verständnis, Versöhnung und Frieden zwischen allen Glaubensgemeinschaften ein. Die Peace Academy zeichnet eine große Offenheit aus. Sie heißt grundsätzlich alle Menschen willkommen, sich an ihrer Arbeit zu beteiligen. Dazu zählen ausdrücklich auch Frauen sowie Menschen aus LGBTQI-Gemeinschaften.

Gemeinsam sind wir stärker – das ist die Philosophie des House of One. Die Partnerschaft mit der Peace Academy ist Ausdruck dieses Denkens. Wir wissen, dass wir voneinander lernen können und dass interreligiöse Arbeit überall auf der Welt sich gegenseitig unterstützen muss, um nachhaltig zu funktionieren. In Georgien unterstützen wir folgende Projekte der EBKG und der Peace Academy:

• Die Peace Cathedral als multireligiöser Sakralraum:

Ähnlich wie im künftigen House of One wird im Gebäude der Kathedrale der Peace Academy ein weiterer Raum für Muslime und einer für Juden entstehen sowie Menschen anderer Traditionen, wie zum Beispiel Jesiden. Auf diese Weise sollen Begegnung und Austausch gefördert werden.

• Jugendaustausch im Rahmen des Programms "Junge Botschafter des interreligiösen Dialogs":

Im Frühjahr 2018 reisten sieben mit dem House of One verbundene Studenten nach Georgien, um von ihren Kollegen an der Peace Academy zu lernen. Neun Studenten der Peace Academy schlossen sich ihnen an, da sie an Diskussionen über das interreligiöse Leben in der Region teilnahmen und einen Gottesdienst in der Friedenskathedrale erlebten. In diesem Jahr werden etwa zehn Studenten der Peace Academy zum Gegenbesuch zu uns nach Berlin kommen. Im Rahmen der neuen Partnerschaft wird dieser Austausch zu einem Bildungsprogramm ausgebaut - dem Programm "Junge Botschafter des interreligiösen Dialogs", das Folgendes umfasst: die Schaffung einer Charta für junge Botschafter, ein ständiges Jugendaustauschprogramm, interreligiöse Sommerlager sowie interreligiöse Kunst- und Theatergruppen.

• Projekt zur gewaltfreien Kommunikation von Frauen:

Im Jahr 2018 startete die Friedensakademie mit Unterstützung des Hauses ein Pilotprogramm für gewaltfreie Kommunikation von Frauen in Zusammenarbeit mit Bischöfin Rusudan Gotsiridze. Ziel dieses Programms ist es, die gewaltfreie Kommunikation und die Stärkung der Frauen zu fördern, indem Frauen zu Konfliktmediatoren ausgebildet werden. Diese Frauen lernen Taktiken, um Gespräche über interreligiöse Themen in ihren Familien zu führen, um ein größeres gesellschaftliches Gespräch darüber zu ermöglichen, was es bedeutet, friedlich mit anderen Menschen verschiedener Religionen zusammenzuleben. Das Pilotprogramm konzentrierte sich auf die Ausbildung junger muslimischer Frauen aus verschiedenen Regionen Georgiens, die in Zukunft als Trainerinnen der zukünftigen Generationen von Mediatoren und Gesprächsanfängern dienen werden.

• Theologische Grundlagenarbeit und Theologenkonferenz

Die Vertreterinnen von Peace Academy/EBKG und House of One lernten und lernen auf vielfältige Weise voneinander. Dieses Wissen und die gesammelten Erfahrung wollen wir mit anderen teilen. Die Versöhnungs-und Dialogarbeit der Friedensakademie und des House of One könnten nach gründlicher Auswertung und Analyse und nach theologischer Betrachtung dazu beitragen, Grundlagen für den interreligiösen Dialog und Ideen für ähnliche Projekte in anderen Teilen der Welt zu entwickeln.