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Donnerstag, 4. Juli 2024

Die ersten Berliner finden letzte Ruhestätte

Skelette der ersten Berliner finden letzte Ruhestätte im Ossarium am Petriplatz in Berlin, nahe House of One.
Skelette der ersten Berliner finden letzte Ruhestätte im Ossarium am Petriplatz in Berlin, nahe House of One.
Feierliche Prozession: Skelette der ersten Berliner finden letzte Ruhestätte im Ossarium am Petriplatz in Berlin, nahe House of One.
Skelette der ersten Berliner finden letzte Ruhestätte im Ossarium am Petriplatz, nahe House of One.
Skelette der ersten Berliner finden letzte Ruhestätte im Ossarium am Petriplatz, nahe House of One.

„Die ersten Berliner kehren zum Petriplatz zurück, dem ältesten sakralen Ort der Stadt. Der Ort, an dem Berlin mit dem House of One zugleich Zukunft gewinnt. Wir freuen uns, dass das Archäologische Haus Petri so würdevoll mit den Toten der einstigen Petrigemeinde umgeht“, sagt Pfarrer Gregor Hohberg vom House of One. Das Mehrreligionenhaus wird auf den Fundamenten der einstigen Petrikirche gebaut wird, deren Gemeindemitglieder die Toten einmal waren. 

Insgesamt sind die Überreste von fast 4000 Menschen gefunden werden. Hundert von ihnen, darunter die Knochen von zwanzig Kindern in kleinen weißen Särgen, sind am Samstagmorgen in einer gemeinsamen Prozession von House of One, Evangelischer Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO) und Erzbistum Berlin zum Petriplatz zurückgetragen worden, wo sie einst ausgegraben wurden. 

Eine historische Trauer-Kutsche führte die Prozession an. Hinter dem Zweispanner ordneten sich die Pfarrer Gregor Hohberg, Monsignore Hansjörg Günther, Pfarrer Michael Kösling, Pfarrer Alexander Heck sowie Archäologin Claudia M. Mehlisch an, die über viele Jahre die Grabungen auf dem Petriplatz geleitet und die Gebeine geborgen hatte. "Für mich als Berliner ist es sehr bewegend, dass wir heute in einer ökumenischen Gemeinschaft die ersten Berlinerinnen und Berliner an die letzte Ruhestätte bringen", sagte Monsignore Günther, "dass wir an die Menschen denken, die vorher hier gelebt haben, geliebt haben, die Stadt entwickelt haben, wovon wir heute noch profitieren."

Den Geistlichen folgten gleich die weißen Kindersärge, welche von Kindern getragen wurden, zehn weiße Gebeinkisten mit den Knochen von Jugendlichen, zwanzig graue und fünfzig schwarze mit verstorbenen Erwachsenen. Jedem Toten ist eine Blume und ein Brief beigelegt. In jedem Umschlag steckt ein kurze Lebensgeschichte, welche die Archäologin Melisch anhand der biologischen und archäologischen Daten der Toten geschrieben hat. "In jedem Behältnis liegt ein Individuum, da soll jeder wissen, wen er getragen hat", sagte Melisch. Sie selbst trug ein ungefähr drei Jahre altes Kind, das im 14. Jahrhundert bestattet wurde. Den Särgen und ihren Trägern folgten zahlreiche Menschen den knappen Kilometer zum Zielort, vorbei an der Baustelle des House of One. 

Dass eine Stadt ihre Toten zum zweiten Mal beerdigt, geschieht nicht oft. „Wir Lebenden tragen eine Verantwortung für unsere Toten, dass wir ihrer gedenken und sie selbst darin lebendig bleiben“, sagte Pfarrer Alexander Arno Heck von der Ev. Kirchengemeinde St. Marien-Friedrichswerder, der Nachfolgerin der St. Petri-Gemeinde.

"Das ist ein großer Moment für das vergessliche Berlin!" Mit diesen Worten empfing Matthias Wemhoff, Landesarchäologe und Direktor des Museums für Vor- und Frühgeschichte, die Prozession am Archäologischen Zentrum Petri. Heute könnten Bestattung nicht anonym genug sein, gern weit außerhalb der Stadt. Wemhoff: "1160 war das noch anders. Da waren die Toten nahe bei den Lebenden, die Friedhöfe mitten in der Stadt." 

Die Gebeinkisten wurden in das Untergeschoss des Archäologischen Hauses zum Ossarium getragen. Dort wurden die Gebinde an die Mitarbeitenden des Museums für Vor- und Frühgeschichte übergeben, welche die Überreste dieser frühen Berlinerinnen und Berliner in die Fächer des Ossariums legten. Am Ende werden die Fächer mit Lehmplatten verschlossen werden.

 

„Wir handeln bei der Prozession im Gedenken an alle am Petriplatz geborgenen Toten und aus Respekt für die Lebensleistung aller Berliner, die die Stadt seit dem Mittelalter erbaut, verschönert und trotz aller Wechselfälle immer wieder hoffnungsvoll aufgerichtet haben."
Claudia M. Melisch, Grabungsleiterin Petriplatz

 

Die Gebeine hatten Archäologen während der Grabungen zwischen 2007 und 2020 gefunden. Die ältesten stammen aus dem zwölften Jahrhundert, also vor der ersten urkundlichen Erwähnung Berlins. Am Ende bargen die Archäologen fast 4.000 Skelette. Der größte Teil wurde bereits vor Jahren wieder beerdigt. 475 Tote, darunter die ältesten, wurden in der Gruft unter der Parochialkirche bewahrt mit dem Ziel, sie einst in das geplante und jetzt fertig gestellte Ossarium am Petriplatz überführt zu werden. Dort finden sie die letzte Ruhe. 

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