Hundert Skelette, von Archäologen auf der Baustelle des House of One in Berlin geborgen,
werden in einer feierlichen Prozession zum Petriplatz zurückgebracht.
„Die ersten Berliner kehren zum Petriplatz zurück, dem ältesten sakralen Ort der Stadt. Der Ort, an dem Berlin mit dem House of One zugleich Zukunft gewinnt. Wir freuen uns, dass das Archäologische Haus Petri so würdevoll mit den Toten der einstigen Petrigemeinde umgeht und gratulieren unseren Nachbarn zur Schlüsselübergabe“, sagt Pfarrer Gregor Hohberg vom House of One. Unser Haus wird auf den Fundamenten der einstigen Petrikirche gebaut, zu deren Gemeinde die nun zurückkehrenden Toten einmal gehörten.
Am Samstag, den 29. Juni 2024 ab 9.30 Uhr, werden die sterblichen Überreste von 100 Toten, darunter 20 Kindern, in einer gemeinsamen Prozession von Evangelischer Kirche (EKBO) und Erzbistum Berlin zum Petriplatz zurückgebracht. Die Gebeine hatten Archäologen während der Grabungen zwischen 2007 und 2020 geborgen. Am Ende waren es die sterblichen Überreste von fast 4.000 Berlinerinnen und Berlinern jeden Alters, von denen die Ältesten aus dem 12. Jahrhundert stammen. Der größte Teil ist bereits beerdigt worden. 475 Tote wurden in der Gruft unter der Parochialkirche in Berlin-Mitte bewahrt mit dem Ziel, sie einst in das geplante und jetzt fertig gestellte Ossarium des neu gebauten Archäologischen Zentrums am Petriplatz überführt zu werden.
Gebein-Träger werden die Knochen teils selbst, teils mit einer Trauerkutsche zum Petriplatz überführen. Der Weg ist etwa 850 Meter lang. Die Prozession wird voraussichtlich eine halbe Stunde dauern. Sie führt an der Baustelle des House of One vorbei - wo auf den Fundamenten der einstigen Petrikirche in einigen Jahren unser Mehrreligionenhaus mit Kirche, Synagoge und Moschee stehen wird - zum Archäologischen Haus Petri.
Ablauf:
9:30 Uhr
Versammlung an der Gruft der Parochialkirche,
Klosterstr. 67, 10179 Berlin.
10 Uhr
Begrüßung: Sebastian Heber vom Landesdenkmalamt Berlin.
Abschiedsliturgie: Pfarrer Alexander Arno Heck (Ev. Kirchengemeinde St.Marien-Friedrichswerder, Nachfolgerin der einstigen Gemeinde St.Petri) und Monsignore Hansjörg Günther (Erzbistum Berlin u. Ökumenischer Rat Berlin-Brandenburg)
„Wir Lebenden tragen eine Verantwortung für unsere Toten, dass wir ihrer gedenken und sie selbst darin lebendig bleiben. Doch über den Toten und ihren Gebeinen steht das größere Versprechen Gottes: ‚Ich selbst bringe Geist in euch, dann werdet ihr lebendig.‘ (Ezechiel 37,5). Wir bekräftigen dieses Versprechen, wenn wir unsere Toten wieder an ihren ursprünglichen Ort rücküberführen.“
Pfarrer Alexander Arno Heck
Ev. Kirchengemeinde St. Marien-Friedrichswerder
Danach gehen die Träger in die Gruft, um die Gebeinkisten aufzunehmen. Vor dem Haupteingang der Parochialkirche wartet eine vierspännige historische Trauerkutsche (1850), mit der ein Teil der Gebeine transportiert werden.
Die Kutsche führt die Prozession an. Hinter der Kutsche ordnen sich die Geistlichen und Claudia M. Mehlisch an, die Leiterin der Grabungen auf dem Petriplatz. Es folgen 20 weiße Kindersärge von Kindern getragen, 10 weiße Gebeinkisten mit den Knochen von Jugendlichen, 20 graue und 50 schwarze mit verstorbenen Erwachsenen. Den Särgen folgen die übrigen Gäste und Interessierten. Die Prozession führt von der Klosterstraße zur Stralauer Straße, über den Mühlendamm an der Baustelle des House of One vorbei bis vor das Archäologische Zentrum Petri.
Am Petriplatz empfängt Matthias Wemhoff, Landesarchäologe und Direktor des Museums für Vor- und Frühgeschichte, die Prozession. Die Gebeinkisten werden in das Untergeschoss des Archäologischen Hauses zum Ossarium getragen. Dort werden die Gebinde an die Mitarbeitenden des Museums für Vor- und Frühgeschichte übergeben, welche die Überreste dieser frühen Berlinerinnen und Berliner in die Fächer des Ossariums legen. Sie werden am Ende mit Lehmplatten verschlossen.
„Wir handeln bei der Prozession im Gedenken an alle am Petriplatz geborgenen Toten und aus Respekt für die Lebensleistung aller Berliner, die die Stadt seit dem Mittelalter erbaut, verschönert und trotz aller Wechselfälle immer wieder hoffnungsvoll aufgerichtet haben.“
Claudia M. Melisch, Grabungsleiterin Petriplatz
11.30 Uhr
Einweihung des Ossariums durch Pfarrer Heck, Monsignore Günther und Pfarrer Hohberg mit einem gemeinsamen Gebet
Schlussworte der Archäologen
12 Uhr
Ende der Veranstaltung
12 – 17 Uhr
Tag der Offenen Tür im Archäologischen Haus und
der House of One-Box, dem Infopoint des House of One, am Petriplatz
Fotos: Claudia M. Melisch