An die Opfer der islamistischen Terroranschläge von Wien, Nizza, Paris und Dresden haben Vertreter verschiedener Religionen in Berlin am Freitag (6. November 2020) mit einem multireligiösen Friedensgebet erinnert. An dem Gebet nahmen unter anderen jüdische, muslimische und buddhistische Vertreterinnen und Vertreter sowie verschiedene christliche Konfessionen - Protestanten, Katholiken und Orthodoxe - teil.
Die Geistlichen verurteilten jede Form von Gewalt und riefen zu Frieden und Versöhnung auf. Über Unterschiede und Grenzen hinweg müssten Brücken gebaut werden, hieß es. Rabbiner Andreas Nachama vom House of One sagte, Frieden bedeute gegenseitigen Respekt und Verantwortung für eine Welt, in der alle gemeinsam leben.
Die islamische Theologin Kübra Dalkilic vom Forum Dialog betonte, die Attentäter, die angeblich für Gott töten, hätten nichts mit dem Islam gemein: "Der Terror kennt keine Religion. Wenn jemand einen Menschen tötet, so sei das, als hätte er die ganze Menschheit getötet." So stehe es im Koran geschrieben.
Jeden Freitagmittag um 12.30 Uhr wird in der Marienkirche auf dem Alexanderplatz in Berlin um Frieden gebetet, so auch an dem Tag des multi-religiösen Gebets. Die Kirchengemeinde St.Petri-St.Marien gehört zum Netzwerk der sogenannten Nagelkreuzgemeinden. Sie entstanden aus der im Zweiten Weltkrieg von Coventry ausgehenden Versöhnungsinitiative. Diese Tradition geht auf den 14. November 1940 zurück, als die deutsche Luftwaffe die englische Stadt Coventry bombardierte. Weite Teile der Stadt wurden zerstört und so viele Menschen wie in keinem anderen Luftangriff auf England wurden getöetet. Dennoch rief der damalige Dompropst Richard Howard an Weihnachten in einer landesweiten Rundfunkübertragung aus der Ruine der zerstörten St.-Michaels-Kathedrale dazu auf, keine Rache zu üben, sondern sich für Versöhnung einzusetzen. Als Symbol des Vertrauens und der gemeinsamen Verantwortung für den Frieden wurden aus mittelalterlichen Nägeln aus der zerstörten Kathedrale sogenannte Nagelkreuze geformt. Diese Kreuze gingen in andere, ebenfalls im Krieg zerstörten deutschen Stadte, darunter auch nach Berlin in die Marienkirche. So enstand ein internationales Netzwerk für Frieden und Versöhnung.