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Freitag, 3. Juli 2020

Der Garten im Judentum, Christentum und Islam

Pardies Apfel
Religion Gärten Diaspora Jüdisches Museum

In vielen Städten sind religiös inspirierte Gärten zu finden. Ob Klostergarten, grüne Orte der Stille oder Lebensspfade, die Interpretationen sind vielfältig. Das mag darin liegen, dass es zumindest in der jüdischen und christlichen Religion keine Gartenbautradition zu finden ist. In der islamischen Kulturgeschichte hingegen gibt es, inspiriert von koranischen Versen, verschiedene Gestaltungsformen von Grünanlagen, in denen stets eine Wasserquelle sprudelt.

 

"Ein Ort der Hoffnung, der Erholung", sagt Imam Osman Örs in dem unten stehenden Videogespräch. Mit Rabbiner Andreas Nachama, Pfarrer Gregor Hohberg und Rabbiner Golan Ben Chorin aus Haifa tauschen sich die Geistlichen über die verschiedenen beziehungsweise ähnlichen Vorstellungen von Gärten in den monotheistischen Religionen aus.

 

In einem Punkt nämlich verbindet das Thema Garten die Religionen, und zwar in der Erzählung vom Paradies. Es ist der Ort der ersten Menschen, ein üppiger Garten, in dem es Adam und Eva an nichts mangelte. "Gott gibt den Menschen alles, was sie zum Leben brauchen", sagt Pfarrer Hohberg. Adam und Eva aber wollten mehr. Mit dem Griff zum Apfel übten sie ihren freien Willen aus und verloren so ihren Platz im Paradies. Was bleibt ist ein Sehnsuchtsort für Gläubige, ein jenseitiger paradiesischer Garten.

 

Der Garten führt stets auch zum Wasser. "Im Jüdischen gibt es eine Verbidnung zwischen Wasser und Tora, der Lehre", sagt Rabbiner Ben Chorin. Physisches Leben ist ohne Wasser nicht möglich, spirituelles im Judentum nicht ohne Tora. Ben Chorin plant einen "Garden of One" im israelischen Haifa. Ein House of One ohne Mauern. "Israel ist das Heilige Land, ein Ort vieler Versprechen aber auch von großem Schmerz", sagt Ben Chorin. "Wir müssen Mauern einreißen - so entstand die Idee eines Gartens." Mehr dazu erfahren Sie im Interview mit dem Projektbotschafter des House of One.

 

 

Das Gespräch in diesem Video ist auf Englisch. Deutsche Untertitel sind noch in Arbeit.

 

Schutz der Schöpfung

 

Abgeleitet vom Gedanken des Gartens kennen alle drei Religionen den Auftrag zum Schutz der Schöpfung. Der Mensch trägt die Verantwortung für die von Gott geschaffene Welt. Mit dieser kommt die Pflicht schonend mit den Ressourcen der Natur umzugehen und sie für die Nachkommen zu erhalten. Gerade in unserer Zeit ein drängendes Thema. 

 

Obwohl historischen Vorbilder fehlen, versuchen sich Gartenbauer immer wieder an der Kreation eines jüdischen oder eines christlichen Gartens. So gibt es etwa in den "Gärten der Welt" in Berlin nicht nur eine islamisch-orientalische Anlage, sondern auch eine christliche und seit 2019 auch eine jüdische. Letztere wurde als "der weltweit erste jüdische Garten" gefeiert. Rabbiner Nachama hat für die Anlage, die zwischen dem Orient- und dem Christlichen Garten zu finden ist, 2018 den Grundstein gelegt.

 

Garten der Diaspora

 

Im Jüdischen Museum in Berlin hat man einen anderen Weg gewählt. Jüdinnen und Juden leben überall auf der Welt, das Judentum ist vielfältig und ständig in Bewegung. In der Blumenthal Akademie hat das Landschaftsarchitekturbüro "atelier le balto" daher einen "Garten der Diaspora" gestaltet, in dem sich die Gartenkünstler mit diesem "zerstreuten" Leben auseinandersetzen. "Ein grüner Weg durch die Geschichte der Diaspora", sagt Cilly Kugelmann, einstige Programmdirektorin des Jüdischen Museums. Mehr dazu erfahren Sie in dem Videogespräch mit Kugelmann.

 

 

 

 

Sollten Sie weitere jüdische Gärten, aber auch christliche oder islamische Gartenanlagen kennen, schreiben Sie uns gern unter info@house-of-one.org.

 

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