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Freitag, 30. Aug. 2019

"Toleranz bekommt man nicht geschenkt"

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Vielleicht lässt der Abend die unzähligen Hass-Nachrichten und Schmähungen, die Sawsan Chebli jeden Tag über Social Media und andere Kanäle erreichen, etwas in den Hintergrund rücken. Die Bevollmächtigte des Landes Berlin beim Bund und Staatssekretärin für Bürgerschaftiches Engagement wurde gemeinsam mit Benjamin Steinitz, Gründer der Recherche- und Informationsstelle Antisemitimus Berlin (RIAS Berlin), für herausragendes Engagement im Kampf gegen Antisemitismus ausgezeichnet.

 

"Toleranz bekommt man genauso wenig geschenkt wie Freiheit. Man muss etwas dafür tun!", sagte Rabbiner Andreas Nachama in seiner Laudatio anlässlich der vierten Verleihung des Steh-auf-Preis für Toleranz und Zivilcourage am Donnerstagabend in der Potsdamer Staatskanzlei. "Sawsan Chebli und Benjamin Steinitz stehen für eine glasklare Analyse und eine konsequente Bekämpfung aller Formen von Judenfeindlichkeit."

 

Nachama erinnerte in seiner Rede an ein länger zurückliegendes Zusammentreffen mit Chebli auf einer Podiumsveranstaltung zum Thema gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit im Hinterzimmer einer Reinickendorfer Kneipe im Norden Berlins. Schließlich fasst sich einer im Publikum ein Herz und rief, er könne gar nicht verstehen, wie eine Palästinenserin und ein Jude die fast deckungsgleiche Argumente vertreten könnten. "Und da waren Sawsan Chebli und ich uns auf einmal viel ähnlicher als in unseren Argumenten", erinnerte Nachama, der auch die Stiftung Topographie des Terrors leitet. "Wir waren mal eben aus der Berliner Volksgemeinschaft ausgeglierdt worden: die Palästinenserin und der Jude. Dabei sollte es an diesem Abend nicht um uns gehen, wer wir sind, wo wir herkommen, sondern um politische Strategien und um politische Bildung gegen Antisemitismus, gegen Rassismus und gegen Islamophobie." Sawsan Chebli und er seien sich einig gewesen, dass man nicht ruhen dürfe. "Man muss etwas tun für Toleranz - und sei es in einer kleinen Kneipe in Reinickendorf." Sawsan Chebli tut etwas. Unermüdlich.

 

Das gleiche gelte für Benjamin Steinitz, so Andreas Nachama: "Seine Einrichtung RIAS belässt es nicht bei heißer Luft, sie hilft Opfern von Antisemitismus ganz konkret und meldet jeden antisemitischen Vorfall, die nicht irgendwo geschehen, sondern hier, bei uns, mitten unter uns."

 

Es braucht Mut, aufzustehen

 

Den eigentlichen Steh-auf-Preis erhielt ein Projekt aus Cottbus, das Bündnis "Cottbus ist bunt". Franziska Giffey, Bundesministerin für Familie, SEnioren, Fraun und Jugend sowie Schirmherrin sagte in ihrer Rede: Es gibt Menschen, die unsere Demokratie bedrohen, die sich ihr immer offener entgegenstellen. Es braucht Mut, dagegen aufzustehen und eine differenzierte Sicht der Dinge vorzutragen." Diesen Mut würdigt der von der F.C. Flick Stiftung gestiftete Preis.

 

Ein weiterer Preis ging an Harald Rinkens von dem Bündnis Willkommenskultur Torgelow n.e.V.

 

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