Es war ein ganz besonderer Abend im Rahmen unserer interreligiösen Lesereihe „Lesezeichen“: Vergangenen Dienstag - inmitten des Ramadan - lud das House of One zum gemeinsamen muslimischen Fastenbrechen (Iftar) ein.
Fast 150 Gäste folgten der Einladung in die Wilhelmstadtschulen in Spandau. Sie erlebten einen bereichernden Austausch mit den Geistlichen Rabbiner Andreas Nachama, Generalsuperintendentin i.R. Ulrike Trautwein und Imam Kadir Sanci. In ihren Vorträgen erzählten sie von den unterschiedlichen Fastentraditionen und deren Bedeutung in ihren jeweiligen Religionen.
Die Fastentraditionen der drei monotheistischen Religionen
Judentum: Das Judentum kennt mehrere Fastentage im Jahr, darunter den Jom Kippur, an dem für 25 Stunden gefastet wird. Rabbiner Nachama erinnerte zudem an eine Tradition, die besagt, dass gefastet werden soll, wenn es keinen Frieden gibt: „Wir hätten also gerade genug Grund zu fasten.“
Christentum: Die christliche Fastenzeit beginnt mit Aschermittwoch und endet am Ostersamstag. Ulrike Trautwein zitierte den Theologen Jean Baptist Metz, der das Fasten als bewusste Unterbrechung des Alltags verstand – eine Zeit der Besinnung und inneren Einkehr. Passend dazu erinnerte sie an die Bibelstelle: „Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von einem jeden Wort, das aus dem Mund Gottes geht.“ (Matt. 4,4)
Islam: Imam Sanci betonte die spirituelle Dimension des Ramadans, der nicht nur eine Zeit des Verzichts, sondern auch der Wertschätzung ist: „Man kann das Essen mehr als sonst genießen und für Gaben Gottes dankbar sein.“ Das Fasten öffne die Augen und die Herzen, regt zum Nachdenken über eigene Abhängigkeiten an und stärkt die soziale Verantwortung.
Die vollständigen Beiträge der Geistlichen können Sie sich bei Interesse gerne hier als PDF herunterladen.
Im Anschluss an die Vorträge versammelten sich die Gäste zum gemeinsamen Gebet und zum Fastenbrechen, bei dem in herzlicher Atmosphäre das Essen geteilt wurde. Es war ein wunderbarer Abend, bei dem sich eindrucksvoll gezeigt hat, dass das Fasten nicht nur eine religiöse Praxis ist, sondern eine universelle Einladung zur Reflexion, Gemeinschaft und Dankbarkeit.
Vielen Dank an alle, die mit uns diesen Abend geteilt haben - und natürlich an die Wilhelmstadtschulen für die Gastfreundschaft und das wunderbare Essen!