Am 7. Oktober 2024, dem Jahrestag des Angriffs der Hamas auf Israel, war das House of One mit Rabbiner Andreas Nachama, Pfarrerin Marion Gardei und Imam Kadir Sanci Teil des zentralen Gedenkens in Berlin.
Bischof Christian Stäblein von der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO) begrüßte die in der Kaiser Wilhelm Gedächtniskirche zusammengekommenen Gäste mit den Worten: "Ein Haus wie dieses ist dafür da, Gedanken und Gefühle vor Gott zu tragen. Unser Erinnern an vor einem Jahr. Das Massaker vom 7. Oktober. Das Morden und Töten in unvorstellbarer Weise. Seit der Schoa einmalig. Unaussprechlich. Aber wir müssen es sagen, auch um denen entgegen zu treten, die es leugnen oder sich über die Toten erheben und gar jubeln."
Stäblein fuhr fort, indem er auf die Ereignisse auch seit dem 7. Oktober 2023 zurückblickte: "Das Leid der Vielen. Im Süden. Im Norden Israels. In der Mitte. Das Leid der Vielen, in Gaza, in Jabalia, in Rafah. Die Tränen der Kinder, der Hunger, die unfassbare Zerstörung, der Schrecken, die Toten, die vielen Toten, wir weinen mit, aber ja, das Leid berührt uns zutiefst, trifft uns, das Leid der Palästinenser und der Menschen im Libanon, als erstes berührt es die Israelis selbst, denn – und das will ich deutlich sagen – all das Leid ist verantwortet von der Hamas und der Hisbollah. Das Kalkül des Schreckens." (Link zur vollständigen Begrüßung )
„Wir beten für alle Opfer“, sagte auch Rabbiner Nachama in seiner Predigt. Bereits drei Tage nach dem Massaker lud das House of One zu einem interreligiösen Friedensgebet, zudem eine große Zahl von Muslimen, Christen, Juden, buddhistische Glaubensgeschwister und andere kamen.
Für die Zukunft nun stelle sich die Frage, wie ein künftiger Friede aussehen könne. Nachama sagte, dass Friede auch immer diejenigen einschließen müsse, die jenseits der Grenze lebten. „Denn das himmlische Zelt des Friedens schützt nicht nur diesseits der jeweiligen Grenze, sondern reicht herüber zum jeweiligen jenseits der Grenze. Wenn es also in unseren Gebeten heißt: ‚Schalom al Israel‘ - Frieden für Israel - dann funktioniert das nur, wenn auch Frieden jenseits der Grenze herrscht."
Wie aber könne ein solcher Frieden im Nahen Osten aussehen? Rabbiner Nachama entwarf eine persönliche Vision: „Dass Grenzen zwischen Israel und seinen Nachbarn so bedeutungslos werden wie zwischen Deutschland und Luxemburg. Dass Gaza wieder bekannt wird, Brücke zwischen Asien und Afrika zu sein. Dass (…) Muslime, Christen und Juden bei- und miteinander leben.“ Nachama selbst nannte sich einen jüdischen gläubigen Realisten. (Link zur vollständigen Predigt)
Auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sprach den Wunsch nach Frieden aus, "dass die Wirklichkeit eine andere, eine bessere werden muss. Eine Wirklichkeit, in der Israelis und Palästinenser friedlich neben- und miteinander leben können. Das wird nicht allein mit militärischen Mitteln gelingen." (Link zu ganzen Rede)
In den Beiträgen wurde auf den stark gewachsenen Antisemitismus auch in Deutschland hingewiesen. "Bedrohungen, Herabwürdigungen, Verächtlichmachungen, Kennzeichnungen, üble Reden, Hetze, Schmierereien, Versuche zu verdrängen, Übergriffe. Wir werden das nicht zulassen, uns nicht daran gewöhnen", sagte Bischof Stäblein.
Im Anschluss an das multireligiöse Beten in der Kirche, zogen die rund 500 Menschen in einem Gedenkzug zum Jüdischen Gemeindehaus in der Fasanenstraße, wo unter anderen der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, Gideon Joffe, der Regierende Bürgermeister von Berlin, Kai Wegner, der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, und der Israeli Alon Gat, dessen Schwester erst als Geisel genommen und dann ermordet wurde, zu Wort kamen.