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Montag, 30. Nov. 2020

Nachruf auf Imam Kobine Layama

Zentralafrikanische Republik ZAR République Centrafricaine RCA Central African Republique CAR Imam Kobine Layama Christian Muslims

Ein Mensch ist unersetzlich. Das ist eine gern gebrauchte Formulierung, die doch oftmals nicht viel mehr ist als eine Geste der Höflichkeit. Für manche Menschen trifft sie aber zu. Für Menschen insbesondere, die auf unverwechselbare Weise sich einsetzen für die Gemeinschaft, in der sie leben. Ein solcher Mensch war Imam Oumar Kobine Layama. 

-- Version française ci-dessous --

 

Der muslimische Geistliche, Projektbotschafter des House of One, Präsident des Islamischen Rates der Zentralfrikanischen Republik und Mitgründer der dortigen Interreligiösen Plattform (PCRC), ist überraschend am Sonntag, 29. November 2020, in der Hauptstadt Bangui verstorben. In großer Trauer und zugleich Dankbarkeit denken wir an ihn.

 

Friedensstifter zwischen Christen und Muslimen

 

Als ab Ende 2012 in der Zentralafrikanischen Republik die Kämpfe der verfeindeten Bündnisse, der sogenannte Seleka und der Anti-Balaka, das Land, das eines der ärmsten der Welt ist, in einen Bürgerkrieg stürzten und die Kämpfe vielfach als Gewalttaten zwischen Muslimen und Christen aufgefasst wurden, waren es Imam Oumar Kobine Layama und seine christlichen Amtsbrüder Erzbischof Dieudonné Nzapalainga sowie Pfarrer Nicolas Guérékoyame-Gbangou, die, vielfach unter Einsatz ihres Lebens, den Rebellengruppen entgegentraten, den Kämpfen eine religiöse Legitimation absprachen und sich für Schritte zum Frieden einsetzten.

 

2013, in dem Jahr schlimmster Kämpfe, als Imam Layama dadurch Schutz fand, dass Erzbischof Nzapalainga ihn und seine Familie bei sich aufnahm, gründeten die drei Geistlichen die interreligiöse „Plattform der religiösen Bekenntnisse in der Zentralafrikanischen Republik“ (PCRC). Es war ein Zeichen gelebter Verständigung zwischen Christen und Muslimen inmitten aller Gewalt und ein tatkräftiger Aufbruch, getragen von der Hoffnung auf eine friedlichere Zukunft des Landes. So ist die Plattform gewachsen, mit dem Zentrum in Bangui, den Außenstellen in den Provinzen, mit der Frauenarbeit, dem interreligiösen Radio und vielem mehr.

 

Verlorene Generation des Bürgerkrieges

 

Über all die Jahre hinweg bis zuletzt – vor kurzem wiedergewählt zum Präsidenten des Islamischen Rates – war Imam Layama unermüdlicher Initiator und Begleiter dieser kleinen Friedensschritte, ganz unprätentiös und darin ein wunderbarer Gesprächspartner. In unseren Gesprächen lag ihm immer von neuem die Jugend am Herzen, die, wie er es sagte, „verlorene Generation des Bürgerkriegs“, verbunden mit seinem Anliegen, dieser Generation wieder sinnvolle Lebensperspektiven aufzuzeigen und Sorge zu tragen für ihre elementaren Lebensgrundlagen. Es brauche eine „Wiedergeburt des sozialen Friedens“ aus der Einheit der Religionen, um ein Gegengewicht zu schaffen angesichts aller Spaltungen, des Hasses und der Ungleichheit.


Dieser Überzeugung folgend, war das Wirken von Imam Layama niemals nur auf einer symbolischen Ebene angesiedelt, sondern mit den konkreten Aufgaben humanitärer Interventionen und Hilfe sowie des Wiederaufbau des Staates verbunden.

 

Träger des Aachener Friedenspreises

 

Von Seiten des House of One standen wir seit Ende 2015 mit Kobine Layama in einer kontinuierlichen und uns bereichernden Verbindung. Der Imam und der Erzbischof waren im Rahmen ihres Deutschland-Besuchs aus Anlass der Verleihung des Aachener Friedenspreises auf das House of One aufmerksam geworden und mit dem Wunsch an uns herangetreten, ein ähnliches Projekt auch in Bangui zu beginnen. Ein „Nationales Haus des Friedens und der Religionen“ sollte langsam, Schritt für Schritt, heranwachsen zu einem symbolträchtig-geschützten Kristallisationsort der nationalen Friedensbemühungen, des Gedenkens und der Aussöhnung.

 

Daran haben wir intensiv miteinander gearbeitet, die religiösen Traditionen und Bekenntnisse mit den realen Problemen und gesellschaftlichen Fragestellungen zusammendenkend, um so aus einer religiösen Haltung heraus die Gesellschaft zu verändern. Diese Pointe des Handelns war Imam Layama immer wichtig, die Konsequenz, sich und die anderen nicht in eine „Verantwortungslosigkeit hineinschläfern zu lassen“ – so eine schöne Formulierung aus der Laudatio bei der Verleihung des Friedenspreises 2015.

 

Für das House of One ist das Projekt des „Nationalen Hauses des Friedens und der Religionen“ in Bangui ein ganz zentrales Partnerprojekt. Die weiteren Meilensteine des gemeinsamen Planens und Nachdenkens mit Imam Layama standen bevor. Als Zeichen unserer Zusammengehörigkeit waren wir darüber hinaus vor einem Jahr mit der Bitte an den Imam herangetreten, den Grundstein für das House of One in Berlin im Frühjahr 2020 mit zu legen. Über seine Zusage hatten wir uns sehr gefreut, die Corona-Pandemie nötigte uns dann zu einer Verschiebung in das kommende Frühjahr.

 

Grundsteinlegung des House of One



Gerade in der letzten Woche begannen wir mit den Vorbereitungen für die Neuansetzung der Grundsteinlegung und es stand außerhalb jeder Diskussion, Imam Layama wieder einzuladen und die Bitte um seine Mitwirkung bei der Grundsteinlegung zu erneuern. Dazu wird es nun nicht mehr kommen.

 

Seine Ideen und seinen Mut, seine Klugheit und Nachdenklichkeit in dem schwierigen Prozess der kleinen Friedensschritte werden wir aufzunehmen und fortzuführen haben, im Wissen darum, dass er genau das gewollt hätte.
Ersetzen wird man Imam Layama nicht können, die Lücke, die er hinterlässt, ist beängstigend groß, aber wahrscheinlich hätte der Imam mit seinem ganz eigenen, tiefgründigen Lächeln dazu gesagt, dass nicht nur er selbst unersetzlich sei, sondern ein jeder Mensch auf dieser Welt, der doch, egal welcher Religion, ein unverwechselbares Geschöpf Gottes ist.


Für Imam Oumar Kobine Layama darf nun sein weiteres Schicksal bei Gott, dem Barmherzigen, liegen:

إنا لله وإنا إليه راجعون

Wir gehören Allah und zu Ihm kehren wir zurück. (Sure 2:156)

 
 

Im Namen der Stiftung House of One – Bet- und Lehrhaus Berlin

Roland Stolte
Leitung Inhalt und Konzept
Vorsitzender des Verwaltungsdirektoriums

 

Version française:

 

Hommage à l‘Imam Oumar Kobine Layama

 

†  29 novembre 2020

Président du Conseil islamique de la République centrafricaine,
Co-fondateur de la plate-forme interconfessionnelle du pays (PCRC) et ambassadeur du projet
House of One

 

On dit facilement qu'une personne est irremplaçable, mais souvent, ce n'est guère plus qu'une formule de politesse. Pour certaines personnes, cependant, cela correspond à la vérité, en particulier pour celles qui s’engagent de manière unique pour la communauté dans laquelle elles vivent. L'une de ces personnes était l'Imam Oumar Kobine Layama.

Lorsque, à partir de la fin de 2012, les combats des coalitions ennemies de République centrafricaine, les dénommées « Seleka » et les « Anti-Balaka » ont plongé le pays, qui est l'un des plus pauvres au monde, dans une guerre civile, les combats ont souvent été considérés comme des actes de violence entre musulmans et chrétiens. l'Imam Oumar Kobine Layama et ses frères chrétiens en exercice, l'archevêque Nzapalainga et le pasteur Guérékoyamé-Gbangou, ont alors, souvent au péril de leur vie, affronté les groupes rebelles, refusé aux combattants une légitimation religieuse et préconisé des mesures en faveur de la paix.  En 2013, l'année des pires combats, lorsque l'Imam Layama a trouvé refuge chez l'archevêque Nzapalainga, qui l'a recueilli avec sa famille, les trois ecclésiastiques ont fondé la « Plateforme des confessions religieuses en République centrafricaine » (PCRC). Celle-ci est un signe de l’entente vécue entre chrétiens et musulmans au milieu de toutes les violences, et représente un élan dynamique, porté par l'espoir d'un avenir plus pacifique du pays. Par la suite, la plate-forme s'est développée, avec le centre de Bangui, les antennes en province, le travail des femmes, la radio interreligieuse, etc.

Pendant toutes ces années et jusqu'à la fin - récemment réélu président du Conseil islamique - l'Imam Layama a été en toute simplicité l'infatigable initiateur et compagnon de ces petits pas vers la paix et un merveilleux interlocuteur. Au cours de nos conversations, il a toujours eu à cœur la jeunesse, qu’il appelait la « génération perdue de la guerre civile », et il était soucieux d’offrir à cette génération de nouvelles perspectives de vie et de leur garantir une subsistance de base. Il est nécessaire que l’union des religions mène à une « renaissance de la paix sociale » afin de créer un contrepoids face à toutes les divisions, la haine et l'inégalité.

Suivant cette conviction, l'action de l'Imam Layama n'était pas uniquement symbolique, mais était liée aux missions concrètes des interventions et de l'aide humanitaires ainsi qu'à la reconstruction de l'Etat.

En ce qui concerne House of One, nous étions depuis fin 2015 en contact permanent et enrichissant avec Kobine Layama. L'Imam et l'archevêque avaient pris connaissance de l'existence de House of One lors de leur visite en Allemagne à l'occasion de la remise du prix de la paix d'Aix-la-Chapelle et nous avaient approchés avec le souhait de lancer un projet similaire à Bangui. Une « Maison nationale de la paix et des religions » allait peu à peu, étape par étape, se transformer en un lieu symboliquement protégé de cristallisation des efforts nationaux de paix, de commémoration et de réconciliation. Nous avons intensément travaillé en collaboration sur ce projet, en réfléchissant ensemble aux traditions et confessions religieuses ainsi qu’aux réels problèmes et questions sociales y étant liés, afin de changer la société en partant d'une attitude religieuse. Ce point d'action a toujours été important pour l'Imam Layama, la conséquence de ne pas se laisser « endormir », ainsi que les autres, par « l'irresponsabilité » - une belle formulation venant de son discours de la remise du Prix de la Paix de 2015.

Pour la House of One, le projet de la « Maison nationale de la paix et des religions » à Bangui est un projet partenaire très central. Les autres étapes de la planification et de la réflexion communes avec l'Imam Layama étaient encore à venir. En outre, en signe de solidarité, nous avions demandé à l'Imam, il y a un an, de nous aider à poser la première pierre de la House of One à Berlin au printemps 2020. Nous étions très heureux de sa réponse positive, mais la pandémie de Corona nous avait obligés à reporter l’événement au printemps prochain.

La semaine dernière encore, nous avons travaillé à la nouvelle organisation de la pose de la première pierre, et il était indiscutable que nous voulions renouveler notre demande de participation à cet événement à l'Imam Layama. Hélas, nous n’aurons pas la chance de vivre ce moment en commun.

Nous allons devoir nous inspirer de ses idées et de son courage, de sa sagesse et sa réflexion dans le difficile processus de petits pas de paix afin de poursuivre sa mission, sachant que c'est exactement ce qu'il aurait voulu.

Il ne sera jamais possible de remplacer l'Imam Layama, le vide qu'il laisse derrière lui est effroyablement grand, mais l'Imam aurait probablement dit, avec son sourire profond et bienveillant, qu’il était irremplaçable au même titre que chaque personne en ce monde, qui est, quelle que soit sa religion, une créature unique de Dieu.

C'est avec une grande tristesse et à la fois une immense gratitude que nous pensons à l'Imam Oumar Kobine Layama. Son destin repose désormais dans les mains de Dieu, le Miséricordieux.

إِنَّا لِلَّهِ وَإِنَّآ إِلَيۡهِ رَٲجِعُونَ

"Nous appartenons à Allah, et c’est à Lui que nous retournerons." (Sourate 2:156)

 
 

Au nom de la Fondation House of One – Maison de prière et d'enseignement de Berlin

Roland Stolte
Direction contenu et concept
Président du Conseil d'administration

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