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Dienstag, 22. März 2022

Trauer um Rabbiner Ben Chorin

Tovia Ben-Chorin

Tovia Ben Chorin (1936-2022) war wie geschaffen für ein Projekt wie das House of One. Wir erinnern uns daran, wie wir ihn im Jahr 2011 zum ersten Mal trafen, im Büro von Lala Süßkind, der damaligen Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, und er sofort zusagte, bei einer solchen Idee mitmachen zu wollen, gerade in Berlin, dieser, wie er es sagte, „Stadt der Wunden und der Wunder“.

Gerade hier, gerade angesichts der Geschichte dieser Stadt ein interreligiöses Projekt zu wagen, das sich der Verständigung zwischen den Religionen verschreibt und dabei die noch nicht ausgetretenen Wege sucht – diese Idee gefiel Tovia. Und was war er für ein Meister darin, die Menschen für die Idee zu gewinnen, ein Meister des Worts, ein Meister des Gesprächs, mit einer nie nachlassenden Neugier auf sein Gegenüber und in einer nie nachlassenden Freundlichkeit und Fröhlichkeit, die so schnell ansteckte.

 

"Ich liebe die Atheisten"

 

Zwei Dinge lagen ihm beim House of One besonders am Herzen: die Fortführung und Vergegenwärtigung der jüdischen Lehrhausidee. Ein Bet- und Lehrhaus – das sollte das House of One werden. Mit Empathie Anderen begegnen, sie kennenlernen wollen, sie nicht beiseiteschieben im Wissen darum, dass „in jeder Seele der göttliche Funken verborgen“ ist. „Lehre“ war genau  dieses empathische Kennenlernen des göttlichen Funkens im anderen Menschen, in anderen Religionen und Kulturen. So sollte das House of One als Lehrhaus wachsen und Tovia hat unglaublich viel dazu beigetragen, alle, wirklich alle, Kinder, Jugendliche und Erwachsende auf diese göttliche Funkensuche mitzunehmen und sie dadurch zu prägen.

 

Tovia ist dabei, und das ist das zweite, nie in einer engen Weise fromm gewesen. Unglaublich offen war er, sehr witzig und nachdenklich, egal ob er als Rabbiner des House of One bei einem Gespräch mit dem Bundesligaprofi von Hertha BSC dabei war oder als unser Freund und  Kollege unmittelbar Anteil nahm an unseren Höhen und Tiefen des Lebens – und das selbst, als er schon Rabbiner in St. Gallen war. So lebte und verstand er auch seinen Glauben: „Ich bin ein Gläubiger, der mit Gott ringt, wie Jakob in der Nacht, und wird angegriffen von einer Gestalt und ringt mit dieser Gestalt und wird verletzt, er hinkt danach. Ich hinke auch in meinem Glauben. Ich liebe die Atheisten, weil die wirklich mit Gott ringen. Die, die so sicher sind, da habe ich manchmal meine Bedenken.“

 

Vision für das House of One


Vielleicht ist das der tiefste Grund der Verbindung von Tovia mit dem House of One, dass der größte Raum des Gebäudes auch den Hinkenden, den Atheisten und Zweifelnden zugedacht ist und damit auch in das ganze Haus ein religiöses Leben einziehen wird, das, gerade weil es die je eigenen religiösen Traditionen vergegenwärtigt und lebt, ein besonderes Feingefühl für die glaubend Hinkenden, die Atheisten und Zweifelnden entwickelt und einübt. In solcher Empathie einander zu stärken und in dem Bewusstsein und in der Haltung zu leben, dass es, wie Tovia 2012 schrieb, „keine Wahrheit geben kann, die auf der Leugnung der Daseinsberechtigung der Wahrheit des Anderen gründet“ – diese Vision für das House of One wird Bestand haben und wir werden sie in bleibender Erinnerung und großer Dankbarkeit für die Wegstrecke, die wir gemeinsam mit Tovia gehen durften, in die weitere Geschichte des House of One hineinschreiben.

Im Namen aller in der Stiftung House of One


Roland Stolte (Vorsitzender des Verwaltungsdirektoriums) und Imam Kadir Sanci (Vorsitzender des Stiftungsrats)

 

Tovia Ben Chorin wird am Sonntag, 27. März 2022 um 15 Uhr (16 Uhr Israel-Zeit) in Jerusalem beigesetzt.

Für die Trauerfeier wird gebeten von Blumen abzusehen und stattdessen für das israelische Partnerprojekt des House of One, den Garden of One, zu spenden. Hier geht es zur Spendenaktion.

Initiator des Friedensprojekts ist Golan Ben Chorin, einer der zwei Söhne von Tovia Ben Chorin.

 

Die Beerdigung wird live gestreamt:

 

 

 

 

 

 

Im folgenden Video von 2014 spricht Tovia Ben Chorin über seine Begeisterung für die Idee des House of One:

 

 

 

 

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